Ausstellung und Vortrag mit Yves Müller (Historiker, arbeitet an der Universität Hamburg)
15.07.15 18Uhr, Ort: Westwerk Pferdehaus, Karl-Heine-Straße 87, Aufgang A 2. Stock
Vortrag zur Ausstellung “Die verschwiegenen Toten – Opfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990″. In dieser Ausstellung sind alle bisher bekannten rechts-motivierten Morde für Leipzig dargestellt, so auch die an Bernd Grigol (1996) und Gerhard Helmut B. (1995), die beide einen homosexuellenfeindlich-
Schwule Nazis?! Männliche Homosexualität und Homosexuellenfeindlichkeit in der extremen Rechten
»Ich kann mit diesen Tatütata-Huschen überhaupt nichts anfangen. […] Ich bin ja nicht schwul geworden, um auf sowas Feminines abzufahren. Ich bin schwul geworden, um auf Kerle zu stehen«, so Alexander Schlesinger, Rechtsextremer und offen homosexuell, in dem Dokumentarfilm „männer, helden, schwule nazis“ von Rosa von Praunheim (D 2005).
Der Umgang mit männlicher Homosexualität innerhalb der eigenen Reihen ist umstritten und löste in den 1980er Jahren eine kontrovers diskutierte Debatte aus, die ihren Höhepunkt in der Spaltung der neonazistischen Szene fand. Michael Kühnen, führender Neonazi der damaligen Zeit, suchte in seiner 1986 erschienen antisemitischen und rassistischen Schrift »Nationalsozialismus und Homosexualität« nach einer Vereinbarkeit. Die These vom »schwulen Nazi«, also einer immanenten Verbindung zwischen Homosexualität und Nationalsozialismus verliert seit Jahrzehnten nicht an Reiz. Dabei ist die Suche nach dem »schwulen Nazi« oft nur einem heterosexistischen Exotismus geschuldet und sagt mehr über die heteronormative Gesellschaft als etwas über Homosexualität aus.
Die Regel ist denn auch etwas anderes: Extrem rechte Ideologien lehnen stets auch nicht-normative sexuelle und geschlechtliche Modelle ab. Brutale Gewalttaten gegen homosexuelle, trans- oder intersexuelle Menschen sind denn auch nicht die Ausnahme. Ebenso bleibt Homosexualität trotz CSD-Happening und Wowereit die Abweichung von der »Norm«. Das liegt an den gesellschaftlichen Geschlechtervorstellungen und einer hegemonialen Männlichkeit, die keine anderen Männlichkeitsformen neben sich duldet.
Die Verbindung zwischen Männlichkeit, Homosexuellenfeindlichkeit und rechten Einstellungen ist offensichtlich und wird doch kaum wahrgenommen. Über Männlichkeitskonzepte wird auch innerhalb der rechten Szene nicht diskutiert. Schon gar nicht über die Frage, ob ein Nazi schwul sein darf.
Im Anschluss an den Vortrag mit Yves Müller (Historiker, arbeitet an der Universität Hamburg) besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Yves Müller gab u.a. den Band “‘Was ein rechter Mann ist…’ Männlichkeiten im Rechtsextremismus” (2010) mit Robert Claus und Esther Lehnert heraus.
Dies ist eine Kooperationsveranstaltung der Sozialistischen Jugend – Die Falken Sachsen, dem Referat für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik des StuRa Uni Leipzig und der Gruppe „Rassismus tötet!“.