Unbekannte zerstörten die Tafel, die in Gedenken an Kamal K. in der Nähe des Tatortes angebracht ist. Kamal war im Oktober 2010 von zwei Neonazis gegenüber des Hauptbahnhofes ermordet worden. Die zerstörte Tafel wurde am 7. Juni 2016 bemerkt. Wie lange sie zu dem Zeitpunkt schon kaputt war und ob ein Zusammenhang mit dem Legida-Aufmarsch am Tag zuvor besteht, ist nicht bekannt.
Ein Monat ist vorüber und wir wollen nicht weiter, nicht wieder warten. Im Gegensatz zu anderen Projekten haben wir es selbst in die Hand genommen und nicht auf die Stadt vertraut: Wir haben die zerstörte Tafel, die an den Mord an Kamal K. erinnern soll, ersetzt.
Das Agieren von Verwaltungen ist ein langwieriges, doch haben wir nicht so viel Zeit, ihre Prozesse und Entscheidungen abzuwarten. Seit mehr als einem Monat ist die Gedenktafel zerstört, ein offizielles Statement seitens der Stadt Leipzig, die immerhin ihr Logo auf die Tafel pressen ließ, fehlt bisher.
Dies kann als abermaliges Desinteresse gedeutet werden. Bereits die Verlegung des Gedenksteines zeigte dies: Damals versuchten sowohl Landes- als auch städtische Behörden die Errichtung eines Gedenkortes zu verunmöglichen.
Zuerst lehnte es das Landesamt für Denkmalpflege ab, den Gedenkort in der C.W.-Müller-Anlage am Hauptbahnhof aufzustellen. Die erteilten Auflagen führten aufgrund von Einwänden der Stadtverwaltung im Februar 2013 dazu, dass die Installation, die maßgeblich nach den Vorstellungen von Kamals Mutter gestaltet worden war, „unter künstlerischen Aspekten nicht mitgetragen werden kann„. Nachdem sich der Oberbürgermeister noch im Juli 2013 dieser Position anschloss, änderte er zwei Monate später seine Meinung und beseitigte alle Barrieren, die der Errichtung entgegenstanden.
Der Gedenkstein für Kamal K. wurde am dritten Jahrestag (24. Oktober 2013) des Mordes eingeweiht und soll an ihn sowie alle anderen Opfer rechter Gewalt erinnern.
Im Folgenden ist die Inschrift der Tafel dokumentiert:
In Gedenken an die Opfer rassistischer und neonazistischer Gewalt.
Hier an diesem Ort wurde am 24.10.2010 das hoffnungsvolle Leben meines Sohnes Kamal K. und das Glück meiner Familie durch die Tat zweier Neonazis zerstört.
Das Wichtigste und Teuerste in meinem Leben waren meine drei Kinder und ihre Träume. Die Freude, die ich empfand, sie Tag für Tag heranwachsen zu sehen, kann ich nicht in Worte fassen. Jeden Tag habe ich meine Kinder ermahnt, Straßen vorsichtig zu überqueren und auf Verkehrsampeln zu achten…
Doch Kamal kam nicht durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Stattdessen traf er auf jemanden, der sein Leben auslöschte, weil er Ausländer war. Kamal fiel einer rassistischen Ideologie zum Opfer, die vor ihm bereits Millionen von Menschen das Leben gekostet hat.
Mir fehlen sein Lachen und seine Träume.
Träume, die nun für immer verschwunden sind.Kamals Mutter
Einer der beiden Mörder von Kamal ist bis heute in der rechten Szene aktiv.