Es passiert nichts Gutes, außer wir tun es! – Für eine antifaschistische Praxis.

Die AfD wird ihren Wahlkampf 2019 auf Sachsen konzentrieren, da sie hier die größten Erfolgsaussichten sieht. Im schlimmsten Fall droht eine Regierungsbeteiligung. Aber auch Pegida ist nach wie vor auf den Straßen unterwegs und in Sachsen und Thüringen finden regelmäßig Rechtsrock Großevents statt. Der braune Mob fühlt sich sicher und es vergeht keine Woche ohne Angriffe und / oder Anschläge gegen als “nicht-deutsch” wahrgenommene Menschen und Andersdenkende. Die rechte Mobilmachung wirkt: Ausgrenzung und Gewalt gegen alle, die nicht in das neonazistische Weltbild passen. Hinzu kommt ein autoritärer Staat, der sich gegen jeglichen linken Protest wendet. Anstatt den Ausgegrenzten und Drangsalierten solidarisch Beiseite zu stehen, wird nach oben gebuckelt und nach unten getreten. Auch Frauen* müssen sich ihr Recht auf Selbstbestimmung jeden Tag aufs Neue erkämpfen und rechte und konservative Kräfte sehnen sich traditionelle Familien- und Geschlechterrollen zurück. Der Rechtsruck schreitet immer weiter voran.

Dem entgegen steht eine antifaschistische Linke, die sich immer häufiger in einer defensiven Rolle wiederfindet. Dies gilt es zu ändern! Seit Jahren lösen sich in Sachsen antifaschistische Gruppen auf, ohne dass Neue wieder hinzukommen. “Antifa, das war einmal” meinen nicht wenige, obwohl eine organisierte antifaschistische Bewegung in Sachsen bitter nötig ist. Uns macht das alles ziemlich wütend.

Geht es dir auch so? Möchtest du Leute kennenlernen und dich mit ihnen organisieren? Möchtest du etwas über die antifaschistische Bewegung und Organisierung lernen? Dann haben wir was für dich und deine Freund*innen:

Wir veranstalten vom 22.-23. Februar 2019 ein Wochenende für eine antifaschistische Praxis in Leipzig!

Hier könnt ihr euch Basics zu Datensicherheit, Demonstrationen, Bezugsgruppen, antifaschistischer Geschichte und Arbeit, Umgang mit Repression und weiteren Themen aneignen. Unser Anspruch ist es, euch zu motivieren, politisch aktiv zu werden und dabei so safe wie möglich agieren zu können. Also bringt eure Fragen und Unklarheiten mit, gemeinsam können wir uns unsere Unsicherheiten nehmen und die Fragen beantworten! Wir wollen Informationen und praktische Tipps austauschen und weitergeben. Dies soll in einer lockeren und offenen Atmosphäre stattfinden – mit Workshops und gemeinsamen Gesprächsrunden.

Das Wochenende soll besonders eine Anlaufstelle für junge Menschen sein, die sich gegen die rechte Mobilisierungen in Leipzig und Sachsen organisieren wollen. Es ist dabei nicht wichtig, wieviel oder wenig Erfahrungen ihr bereits sammeln konntet, alle am Thema Interessierten sind herzlich willkommen. Denn nur wenn wir uns gemeinsam organisieren, können rechte Strukturen wirksam bekämpft werden!

Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid! Antifa in die Offensive!

“Rassismus tötet!” – Leipzig

Wann und wo:

  • 22. Februar ab 18 Uhr im Plaque (Industriestraße 101)
  • 23. Februar ab 12 Uhr im Plaque (Industriestraße 101)

Folgende Workshops/Vorträge finden statt (wird ergänzt):


Kryptoparty: Bringt eure Rechner mit! (23.02. ganztägig)

Festplatten verschlüsseln, PGP für Emails nutzen, Tor, Jabber/Signal und Passwortmanager: Die meisten kennen bereits das kleine 1×1 der Daten- und Kommunikationssicherheit. Und trotzdem sind die meisten Mails im Klartext, Cops finden unverschlüsselte USB-Sticks bei Hausdurchsuchungen, und jede*r hat dieses eine Passwort, dass überall verwendet wird. Das Installieren und Verwenden der Tools stellt immer noch eine Hürde dar, die wir heute überwinden wollen. Bringt eure Laptops und Handys mit, die ihr verschlüsseln wollt.


How to Do: Demonstration (23.02. 17:30 Uhr)

Demonstrationen sind elementarer Bestandteil einer antifaschistischen Politik und Bewegung. Ihr seid bestimmt auch schon als Teilnehmer*in dabei gewesen, wollt aber vielleicht auch einmal selbst eine Demo veranstalten? Was gibt es dabei zu beachten, was muss im Vorfeld organisiert werden und welche Schwierigkeiten kann es geben? Wir wollen mit euch darüber sprechen und Erfahrungen weitergeben. Von „Rassismus tötet!“ – Leipzig


WAS TUN, WENN’S BRENNT? RUHE BEWAHREN! (23.02. 15 Uhr)

So lautet die Grundregel jedes Katastrophenplans und auch unsere, damit deine Verhaftung oder dein Ermittlungsverfahren nicht zu einer Katastrophe wird. Mit immer neuen Gesetzen wird selbst das Wenige, was uns der kapitalistische Staat an Meinungsfreiheit, Organisationsfreiheit und Demonstrationsrecht gewährt, ständig eingeschränkt. Die Rote Hilfe hält einige Tipps bereit wie ihr damit umgehen solltet.


Wenn wir streiken steht die Welt sill! (23.02. 17:30 Uhr)

Ihr habt bestimmt schon davon gehört – am 8. März gibt es den großen bundesweiten Frauen*streik. In über 35 Stadtgruppen haben sich Frauen* und Queers organisiert, um mit verschiedenen Aktionen den feministischen Genralstreik zu organisieren. Wie Streiks international und historisch zu betrachten sind, warum Streiks in Spanien und Argentinien als Vorbild gelten, welche Themen bestreikt und Forderungen erstritten werden sollen und welche Aktionsformen wir dafür wählen können, besprechen wir mit euch in diesem Workshop.


Selbstbehauptung und Muay Thai  (23.02. 12:30 Uhr)

In unserem Workshop werden wir euch verschiedene Techniken aus dem Thaiboxen und der Selbstbehauptung zeigen und wir wollen gemeinsam mit euch ausprobieren, wie ihr euren Körper effektiv einsetzen könnt. Wir bieten euch einen Schutzraum, in dem ihr schauen könnt, was ihr euch zutraut, in dem ihr euch aber auch auspowern könnt. Ihr braucht keine besonderen Vorkenntnisse. Bitte bringt für Sport geeignete Klamotten mit. Der Workshop ist nur für Frauen, Lesben, trans* und inter* Personen. Ein Workshop von Sidekick.


Was will Antifa-Recherche? (23.02. 12:30 Uhr)

Sachsen erlebt einen Aufschwung rechter und rechtsradikaler Kreise. Das zeigt sich in Internethetze, bei hunderten ausländerfeindlichen Demos oder in rechtsmotivierten Übergriffen und Anschlägen. Um den Nazis und Rechten aller Coleur etwas entgegensetzen zu können, ist es nötig sie, ihre Strukturen und ihre Vorgehensweise zu kennen. Hilfreich war, ist und wird immer sein: kontinuierliche Recherchearbeit.
Doch wie genau funktioniert diese? Wie können aus der Fülle der Informationen die Wichtigen herausgefiltert werden? Wie können die kurzfristigen Erkenntnisse zu langfristigen Einschätzungen und Analysen gemacht werden? Worauf zielt Antifa-Recherche in Zeiten des Web2.0? Wie können Recherche-Ergebnisse systematisch archiviert werden und wo sind diese zu finden? Der Workshop gibt einen Einblick in die Ansätze und Möglichkeiten der antifaschistischen Recherchearbeit und versucht deutlich zu machen, dass Antifarecherche mehr ist als Web-Aktivismus oder Journalismus.


Antifa – Entstehung, Entwicklung, Kritik, Zukunft (23.02. 17:30 Uhr)

Das Themenfeld Antifaschismus ist eines der zentralen Politikfelder der letzten Jahre, gerade in Sachsen. Und obwohl fast alle schon einmal von »der Antifa« gehört haben oder eine Meinung dazu haben, ist oft nicht ganz klar, welches politische Konzept sich eigentlich dahinter verbirgt. Wir wollen in einem Vortrag die Geschichte der autonomen Antifa rekapitulieren und diskutieren.
Welche theoretischen und strategischen Annahmen standen hinter dem Konzept? Wie lässt sich das Vorgehen gegen Neonazis mit anderen linken Kämpfen verbinden? Ist Antifa notwendiger Abwehrkampf oder strategischer Ansatzpunkt für mehr?


Sisters in arms: Antifaschistische und feministische Kämpfe auf der Suche nach neuen Formen (23.02. 15 Uhr)

Feministische Kämpfe und Widerstand – zu Recht erscheinen allein theoretische Vorträge bei diesem Themenfeld unzureichend. Gerade angesichts der verheerenden gesellschaftlichen Krisendynamiken und autoritärer bis offen rechter Mobilisierung drängt es gegenwärtig erneut zur reflektierten Praxis, zum Streik, zur direkten Aktion. Doch sind die Strukturen und das Wissen um mögliche Aktionsformen und Bündnismöglichkeiten vielerorts verschüttet oder längst in die Institutionen eingegangen und die politische Mobilisierungskraft oftmals gering. So geht es erneut um ein gemeinsames Freilegen der vielfältigen Stimmen und Praxen der vorangegangen und der gegenwärtigen feministischen Kämpfe und gerade jenem Begehren nach anderen Verhältnissen, deren Ausdruck sie waren und sind.

Der Workshop möchte Raum geben um miteinander ins Gespräch zu kommen – über alte und neue Formen des feministischen und antifaschistischen Widerstands, unabgegoltenes Begehren und auch darüber, was uns in der alltäglichen Politpraxis immer wieder so müde macht. Also über das, was gerade notwendig ist und das, was möglich wäre.

Mit Constanze Stutz, Redakteurin der outside the box – Zeitschrift für feministische Gesellschaftskritik


Ausstellung:

Die verschwiegenen Toten – Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990

Seit 1990 zählt die Amadeu-Antonio-Stiftung mindestens 194 Todesopfer “rechter Gewalt” in Deutschland. Die einzelnen Fälle erfordern eine kritische Auseinandersetzung mit den Ursachen in unserer Gesellschaft, die diese Taten erst ermöglicht haben. Die Opfer verdienen es, sich ihrer zu erinnern. Dazu müssen die Ursachen ihres Todes klar benannt, gesamtgesellschaftlich problematisiert und bekämpft werden.

In Leipzig wurden mindestens acht Menschen Opfer rechtsmotivierter Gewalt; hinzu kommen zwei Verdachtsfälle. Die Ausstellung „Die verschwiegenen Toten – Opfer rechter Gewalt seit 1990 in Leipzig“ will für die offizielle Anerkennung der Toten als “Opfer rechter Gewalt” eintreten.